Zum Inhalt springen

Erasmus in Zeiten von Corona Auslandssemester am Computer

Ist das Auslandsstudium in Europa trotz Corona möglich, und was bringt Erasmus, wenn nur Onlineseminare angeboten werden? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Studentin am Laptop (Symbolbild): Wem die Ausreise im Moment zu riskant ist, der kann das Onlineangebot der Gasthochschule auch von Deutschland aus nutzen

Studentin am Laptop (Symbolbild): Wem die Ausreise im Moment zu riskant ist, der kann das Onlineangebot der Gasthochschule auch von Deutschland aus nutzen

Foto: South_agency / Getty Images

Sprachkenntnisse verbessern, die europäischen Nachbarn kennenlernen, Freunde aus ganz Europa gewinnen: Auslandssemester mit dem Erasmus-Programm der Europäischen Union sind beliebt, in manchen Studiengängen sogar verpflichtend.

Doch 2020 findet der Lehrbetrieb in den vielen europäischen Ländern aufgrund von Covid-19 nur eingeschränkt statt. Worauf sollten sich Studierende einstellen, die dieses Wintersemester ins Ausland gehen wollen? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Findet das Erasmus-Programm zurzeit überhaupt statt?

Ja. Zwar haben einige Hochschulen in Europa aufgrund der Lage vor Ort ihre Teilnahme am Programm vorübergehend ausgesetzt, doch die große Mehrheit der geplanten Auslandsaufenthalte kann stattfinden, bestätigt Stephan Geifes, Direktor der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im Deutschen Akademischen Austauschdienst  (DAAD).

Sowohl der DAAD wie auch die meisten Hochschulen verweisen hier auf die Reiseempfehlungen des Auswärtigen Amtes . Die Entscheidung liegt letztlich bei den Hochschulen und den Studierenden.

Allerdings wird es im kommenden Semester zunächst nicht überall Präsenzveranstaltungen geben. Vielerorts finden Vorlesungen, Seminare und Sprachkurse online statt. Um dennoch Kontakt mit anderen Studierenden und Einheimischen zu fördern, haben viele Hochschulen ihre Buddy-Programme ausgebaut. So wird beispielsweise die TU Dortmund ihren ausländischen Studierenden virtuelle Campustouren und Spieleabende anbieten, berichtet Erasmus-Hochschulkoordinatorin Silke Viol.

Sollte ich meinen Auslandsaufenthalt lieber verschieben?

Ob ein Verschieben des Aufenthaltes sinnvoll ist, sollten Studierende unbedingt mit ihrer deutschen Hochschule sowie mit ihrer Gasthochschule im Ausland klären. Nicht alle Hochschulen würden bei einem Verschieben des Semesters garantieren, dass der Studienplatz im Ausland erhalten bleibe, sagt Viol. "Eventuell ist eine erneute Bewerbung nötig." Das gilt ebenso bei verpflichtenden Auslandsaufenthalten. Auch der DAAD rät davon ab, Auslandsaufenthalte übermäßig zu verschieben, da sich sonst in den kommenden Semestern ein Kapazitätsproblem bei den Hochschulen ergeben könnte.

Wem die Ausreise im Moment zu riskant ist, der kann das Onlineangebot der Gasthochschule auch von Deutschland aus nutzen und so seine Kursleistungen erbringen. Als Direktor der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD empfiehlt Stephan Geifes Studierenden aber dennoch, im Rahmen der Reiseempfehlungen des Auswärtigen Amtes und unter Einhaltung der Regeln des Gastlandes an ihren europäischen Studienort zu ziehen. Auch, wenn dort vorerst keine Präsenzveranstaltungen stattfinden.

Ein Kompromiss ist die "Blended Mobility", wobei man seine Kurse zunächst online in Deutschland beginnt und erst später ins Ausland reist. Studierende sollten sich hier mit ihrer Fakultät sowie den internationalen Büros ihrer deutschen und ihrer ausländischen Gastuniversität beraten.

Wenn alles online stattfindet, lohnt es sich dann überhaupt, ins Ausland zu gehen?

Fraglos wird das Austauscherlebnis im kommenden Semester anders werden als bisher. Zur interkulturellen Erfahrung eines akademischen Austauschs gehören auch das Studium in der Fremdsprache, sowie das Erleben unterschiedlicher akademischer Systeme. Dies wird online ebenfalls möglich sein. Doch selbst mit Onlinekursen wird man ein Land vor Ort intensiver kennenlernen, als zu Hause am Computer.

Stephan Geifes vom DAAD rechnet damit, dass eine solche Erfahrung sich für Studierende später sogar zu einem Vorteil entwickelt: "Nach Corona wird nichts mehr sein wie vorher. Wir erleben gerade einen großen Schub im Bereich des digitalen Arbeitens auf Distanz. Gemeinsam online mit Studierenden aus verschiedenen Ländern zusammen gelernt und gearbeitet zu haben, könnte sich als eine wertvolle Kompetenz auf dem sich ebenfalls digitalisierenden Arbeitsmarkt herausstellen."

Was ist mit den Erasmus-Stipendien?

Alle Erasmus-Studenten werden mit dem Erasmus-Stipendium gefördert, auch in diesem Jahr. Ausgezahlt wird es aber erst, wenn sich die Studierenden im Ausland befinden. Bleibt also jemand in Deutschland, erhält er kein Geld, auch wenn er etwa das Onlineangebot seiner ausländischen Gasthochschule nutzt.

Kehrt jemand aufgrund von Covid-19 vorzeitig zurück, hat jedoch noch laufende Wohnkosten im Ausland, wird das Stipendium ebenfalls bis zur ursprünglich zugesagten Höhe weitergezahlt. Auch Stornierungsgebühren werden dann im Rahmen der Gesamthöhe des Stipendiums übernommen.

Hier sollte jeder Studierende aber vorab genau mit seiner Hochschule sprechen, denn diese Entscheidung liegt letztlich bei den Hochschulen. Das Stipendium bleibt auch erhalten, wenn jemand sich entscheidet, seinen Aufenthalt zu verschieben.

sun/Victoria Vosseberg, dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.